Das Duell beginnt … (EOS 5DMII vs. Lumix G3)
Ganz so ernst wie der Titel es erscheinen lässt, ist dieser Bericht aber nicht zu sehen. Dieses Duell hat sich eher zufällig so ergeben und wie immer sind die (Ehe-)Frauen schuld.
Dies ist ein subjektiver Erfahrungsbericht und kein „Labortest“ mit beiden Kameras, einem Sack voller Schrauben und Testcharts. Letztendlich sind beide Kameras doch ganz unterschiedlich und schon mal vorab – ich möchte keine missen. Beide machen Spass und haben ihr Stärken!
Seit einigen Jahren haben wir eine Canon EOS Fotoausrüstung im Haus mit diversen Objektiven, die uns auch immer auf Reisen begleitet. Der Fotorucksack hat dann in der Regel schon ein stattliches Gewicht. Meine Frau hat auch noch eine IXUS für die „Handtasche“ wenn sie mit unserem Sohn unterwegs ist. Der ist 4 Jahre und wie wohl alle Kinder in dem Alter recht lebhaft – und genau da kommt das Problem her.
Die EOS ist in der Regel zu groß für meine Frau, macht dafür aber gute Bilder – auch in Indoor Spielhallen. Die IXUS 980 ist keine schlechte Kamera, aber besonders bei schlechtem Licht oder wenn die Kleinen wild rumlaufen einfach zu langsam. Bis die IXUS auslöst ist unser Sohn schon wieder weg.
Also hatte ich die Aufgabe nach einer handlichen Alternative zu suchen, die an das Auslöseverhalten der DSRL rankommt und ich wollte auch eine Kamera, die vernünftige Bilder macht . So kam ich dann zu den Systemkameras. Olympus war gleich aussortiert wegen der ungewissen Zukunft und die neue Nikon erschien mir zu teuer. Also bleiben nach Recherche im Internet NEX5 und die Lumix G3 bzw. GF3. Dann kam – was ein Glück, aber später mehr dazu – meine Frau auf die Idee, dass sie einen Sucher haben will.
Der erste Eindruck
Vor 3 Wochen ging es also dann zum netten Fotohändler in Wiesbaden zum befingern. Die Lumix G3 gefiel uns auch gleich. Die Sony haben wir uns mal zeigen lassen, aber da sie keinen Sucher hat und die Form nicht so gefällig war, durfte sie gleich wieder in den Schrank…
Die Lumix G3 ist „winzig“ im Vergleich zu einer 5DII oder der 1D, wiegt auch nur ein Bruchteil. Aber trotzdem finde ich, dass sie ganz gut in der Hand liegt. Meine Hand würde ich mal als Durchschnittlich beschreiben – keine Pranken. Wenn ich mit der Kamera unterwegs bin, dann habe ich sowieso immer den Trageriemen um das Handgelenk gewickelt, damit sie nicht herunterfallen kann. Die Kamera ist ein Plastik-Bomber und auch mit der 60D nicht zu vergleichen. Als ich die 60D letztes Jahr in der Hand hatte, hätte ich nicht gedacht, dass die Kamera aus Kunststoff ist. Die Lumix G3 macht daraus keinen Hehl!
Und dann der erste Test mit der G3. Wie wird sie sich wohl verhalten, wenn ich den Auslöser antippe? Wie schnell wird sie scharf stellen in dem nicht wirklich hell erleuchteten Laden? Also sollte Paul mal etwas hin und her laufen, was er natürlich auf Kommando nicht macht. Was soll’s - Ich schaue durch den Sucher, tippe den Auslöser an und „piep“ – scharfgestellt. Das hat mit schon mal sehr gut gefallen und es bestätigt die Berichte im Internet, dass die Kamera flott fokussiert. Also im Laden noch ein bisschen fokussiert und auch ein paar Testbilder gemacht, die wir dann mal betrachtet haben. Die Kamera hat brav den ISO hoch gedreht, da es halt wenig Licht gab, aber das Rauschen war in einem sehr akzeptablen Bereich – genau so, wie es auch die Berichte im Internet beschrieben haben. Nach nunmehr 3 Wochen Einsatz würde ich die Lumix G3 mit der 7D vom Rauschverhalten vergleichen wollen, dass ja hier auch schon oft beschrieben wurde. Ich hatte selber die 7D im Einsatz. Wenn man bedenkt, dass die Lumix einen Sensor hat mit halber Vollformat Größe und 16 MPixel, dann finde ich das als ein sehr gutes Ergebnis.
Eine braune Lumix G3 hat dann zusammen mit den Panasonic Pancake PZ 14-42/3,5-5,6 mit uns den Laden verlassen.
Jetzt geht’s los…!
Kurzerhand zu Hause dann eine Transcend 32 GB Class 10 Karte in die Kamera und die Anzeige meint 1600 Bilder Kapazität (bezogen auf RAW). Die Kamera unterstützt übrigens JPG und RAW in verschiedenen Auflösungen und auch Formaten (z.B. 3/2 oder 4/3). Die RAW haben ca. 17MB und ein JPG liegt bei ca. 6MB. Es ist auch möglich RAW und JPG parallel zu speichern.
Am Nachmittag habe ich dann noch weiter probiert und dabei im Wechsel über den Sucher bzw. den Monitor fokussiert. Bei schlechtem Licht und bewegten Motiven ist der Monitor je nach Situation merklich träger und da bietet sich somit der Sucher an – gut, dass meine Frau einen Sucher wollte.
Die meisten Fotos sind in den vergangenen 3 Wochen bei wenig Licht und Indoor entstanden. Dabei kam der eingebaute Blitz oft zum Einsatz. Ein klarer Pluspunkt, da ja bekanntlich die 5DII keinen eingebauten Blitz hat. Der Blitz ist logischerweise nicht der stärkste, verrichtet aber gute Dienste. Mit einem externen Speedlite sollte man aber nicht vergleichen.
Die Bilder sind wirklich scharf bis knackscharf. ABER hier ist auch ein klarer Unterschied zur DSLR. Mache ich z.B. Portrait Aufnahmen von unserem Sohn, so lege ich den Fokus bei der EOS auf das Auge, was mit den recht kleinen AF Feldern der EOS auch sehr gut geht. Bei der Lumix lässt sich zwar auch ein einzelnes AF Feld auswählen, dies erscheint mir aber doch recht groß, so dass der AF nicht unbedingt auf dem Auge liegt. Ganz extrem bei aktivierter Gesichtserkennung, wo der ganze Kopf markiert wird. Verwendet man dazu noch die Automatik, so wählt die Kamera oft einen geringen ISO und eine offene Blende – somit liegt dann die Schärfenebene ggf. auf dem Haaransatz. Also muss sich wohl die Lumix auch der Physik anpassen. Aber die EOS Automatik macht es meineswissens auch so.
Eine weitere nette Idee ist das Touchpad. Ich würde mal erwarten, dass dies bei Canon auch demnächst Einzug hält. So lässt sich das AF Feld darüber ganz einfach setzen. Die Bedienung des Menüs geht auch per Antippen.
Die Detailtiefe der Bilder habe ich auch vergleichen. So haben meine Frau und ich fast das gleiche Bild gemacht vom Nikolaus, der gerade auf den Leiterwagen der Feuerwehr klettert (damit das Kalendertürchen in der 2. Etage geöffnet werden kann). Ich hatte dabei die 1DIV mit 24-105/4 und 430 Speedlite im Einsatz. Es erscheint, dass die EOS etwas detailreicher manche Bereiche abbildet, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob diese nicht nur durch den besseren Blitz bei der EOS herrührt. Bedenkt man aber die Preisdifferenz und auch das Gewicht, so ist diese einen kleinen Applaus für die Lumix G3 wert.
Bild von der Canon
Diese Kombination Lumix G3 mit PZ 14-42/3,5-5,6 ist so schön handlich, dass man die Kamera problemlos in die Manteltasche stecken kann. Sie ist aus meiner Sicht eine sehr gute Reportagekamera!
In der Zwischenzeit ist noch das Panasonic 45-200/4-5,6 Telezoom und das Panasonic 7-14/4 bei uns angekommen. Über das Tele liest man viele unterschiedliche Dinge. Die ersten Test haben mir aber auch gut gefallen im Bereich bis ca. 150mm sind die Aufnahmen von Paul knackscharf geworden. Bei 200mm scheint es in der Tat zum Abfall der Schärfe zu kommen, wobei ich da auch schön scharfe Bilder machen konnte.
Das Panasonic 7-14/4 wird in manchen Berichten als Sahnestück beschrieben. Ganz so weit will ich nach nur wenigen Aufnahmen nicht gehen, aber es ist definitiv keine Gurke!
In der Zwischenzeit ging es dann mal in den Kurpark, da das Wetter ja einigermaßen war und z.T. sogar die Sonne mal herauskam. Die Bilder machen alle einen sehr soliden Eindruck! Die 5DII durfte dann auch in der Fototasche bleiben. Selbst die Tele ist so kompakt, dass ich sie in der Jackentasche behalten habe. Das würde mit den meisten EF Objektiven eher problematisch. Die Bilder konnten auch nur entstehen, da ich vorsichtshalber mal den Zweitakku eingesteckt hatte. Ich war sicher, dass der Akku in der Kamera noch recht gut geladen sein sollte – aber genau hatte ich es nicht geprüft. Nach dem ersten Bild war Feierabend – Fehlermeldung „Akku leer“. Sowas passiert bei der EOS eher selten. Dank der Kapazität der Canon Akkus reichen mir im Urlaub fast immer 2 geladene Akkus – und ich mache sehr viele Bilder. Die Akkus der Lumix sind deutlich schneller leer. Das wird sicher auch an dem häufigen Einsatz des Blitz in den vergangenen Wochen gelegen haben. Ich würde so 200 Bilder je Akkuladung mal so grob sagen.
Der klare Vorteil der DSRL liegt aus meiner Sicht im Angebot der Objektive und einigen Funktionen, die die Systemkameras so nicht haben (z.B. im Bereich AF Auswahl und Serienbilder). Wer hochwertige Gläser nutzen will, der ist bei der MFT (Micro Four Thirds) schnell durch. Glaubt man den Erfahrungsberichten, gibt es ein paar sehr gute Objektive, aber bei weiten nicht so viele, wie es bei Canon oder Nikon der Fall ist. Ich bin gerne im Bereich Tierfotografie unterwegs und kann mit nicht wirklich vorstellen, z.B. beim Kranichzug eine G3 mit dem 100-300 Tele einzusetzen. Mehr als 300mm habe ich nur in Form eines Spiegelteles entdeckt. Aber im Bereich Reisefotografie beim Einsatz von WW bis zum leichten Tele sehe ich die Lumix als mögliche Alternative.
Die Serienbildfunktion wollte ich natürlich auch mal ausprobieren. Also die Kamera auf „H“ gestellt (4Bilder/s), AF auf AFC (zur Nachführung) und die schwimmenden Nilsgänse im Kurpark aufs Korn genommen. Es waren keine wirklich tollen Lichtverhältnisse, dass Panasonic 45-200 ist bei 200mm nicht das Beste und 1/400s Belichtungszeit sind trotz OIS grenzwertig. Klare Aussage – es geht, aber die Bilder erinnern mich daran, warum ich vor Jahren meine Objektive alle auf Canon Ls umgestellt habe. Ein Canon 100-400 L IS ist halt eine andere Liga. Ein Bild habe ich mal als Beispiel angehängt.
Die Arbeitsweise bei Serienbildern ist für mich so ungewohnt und liegt möglicherweise an der Arbeitsweise des elektronischen Suchers. Wer schon mal mit der 7D oder der 1D den Auslöser hat rappeln lassen, der kennt es, dass man trotzdem im Sucher noch recht gut sehen kann, was man da fotografiert. Zum Mitziehen ist das ganz wichtig. Bei der Lumix sehe ich aber immer das zuletzt aufgenommene Bild und ein Mitziehen der nicht wirklich schnell schwimmenden Nilsgänse war fast unmöglich. Hier vermute ich mal, dass man die Anzeige des letzten Bildes deaktivieren muss.
Software
Da ich ja auch mit der Lumix RAWs aufnehmen will, muss ich logischerweise zur Betrachtung der Bilder bzw. zur Verarbeitung einen RAW Konverter nutzen. Panasonic legt entsprechende Programme bei. Allerdings möchte ich nicht noch ein weiteres Programm nehmen. LR3 kann aber problemlos seit der Version 3.5 diese Bilder lesen. Ansonsten liegen „SILKYPIX Developer Studio 3.1 SE“ und „Photofun Studio 6.2“ der Kamera bei.
Adapter Canon EF auf MFT
Am Ende konnte ich auch nicht wiederstehen mir einen Adapter für die Canon EF Objektive für 37,- Euro zu bestellen. Darüber lassen sich alle EF Objektive an die Lumix schnallen, aber ohne AF und nur bei offener Blende. So wirklich sehe ich darin selber noch nicht den Sinn, aber es ist schon cool. So wird aus meinem 100-400 mal schnell ein 800mm Tele. Irgendwann werde ich auch mal die Lumix an das 500/4 plus 2TK hängen und mal sehen, was passiert JSchon beim 100-400 wackelt das Ganze wie ein Kuhschwanz, wenn man Freihand fotografieren will. Auf Stativ lässt sich aber damit arbeiten. Da aber der AF nicht funktioniert, sehe ich auch nur ruhende Motive. Bei den Störchen werde ich das irgendwann 2012 testen und hier berichten.
Anbei noch ein paar Testbilder aus dem Kurpark.