Canon 7D Mark II - Praxistest - Thomas Elsner

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Canon 7D Mark II - Praxistest

Technik & Tests

Canon 7D Mark II im Praxistest – die Diva wird zur Queen 



Allgemeines zu meinen Erfahrungen

Canon hat am 15. September die neue 7D Mark II pünktlich zur Photokina vorgestellt und bei den Daten konnte ich nicht wiederstehen. Doch der Weg zu den ersten richtigen Vergleichsbildern sollte etwas auf sich warten lassen... Aber am Ende hat es sich gelohnt... Doch wollen wir nicht zu viel vorwegnehmen.
Die alte 7D wurde oft als Diva bezeichnet, da sie ihre Macken hatte und man einfach wissen musste, wie man mit ihr umzugehen hat – eine echte Diva halt. So stellt sich die große Frage, ob Canon genau die Macken in den Griff bekommen hat und die Diva nun erwachsen ist und zur Queen aufsteigen kann.

Ich arbeite mit der 5D Mark III und einer 1D Mark IV. Genau diese 1DIV hatte vor ein paar Jahren die 7D abgelöst, mit deren Ergebnissen ich nicht wirklich zufrieden war. Die Detailschärfe war häufig nicht so – gerade am Canon EF 500 / 4 L IS und das Rauschen war oft störend, so dass eine Nachbearbeitung mit Rauschfiltern nötig war. Genau da war die 1DIV genau die richtige Lösung und ich war immer mit meinen „Zweien“ (5D3 und 1DIV) glücklich. Besonders, da die 1DIV mit einem leichten Crop die Telewirkung um den Faktor 1,3 erhöht. Dieser ist zwar etwas geringer als bei den APS-C Sensoren, aber in vielen Situationen habe ich mich über diesen „Teleschub“ gefreut.

Warum also eine 7D2 dann überhaupt kaufen? Und kann die 7D2 Dinge besser als die 1DIV? Kann sie es überhaupt so gut?

Fangen wir lieber damit an, was die einzelnen Kameras aus meiner  Sicht auszeichnen.
Die 5D3 hat einen der besten Sensoren und liefert sehr gute Aufnahmen, auch mal problemlos bei 3200 ISO und darüber. Somit ist sie die ideale Allround Kamera aus meiner Sicht und mit dem Vollformat Sensor kann man z.B. mit einem 16-35 / 17-40 auch mal ganz viel ins Bild bekommen! 

OK – auch da gibt es entsprechende Objektive für APS-C. Hier muss ich aber sagen, dass mein Test aber schnell mit der Rücksendung endete... So hatte ich mir für die 7D2 das Canon EF-S 10-18 bestellt, welches recht gut sein soll. Das kann ich aber leider nicht bestätigen. Die Bilder waren alle nicht so scharf, wie ich es erwartet habe und so bleibe ich dann lieber bei dem 16-35 /2,8 II an der 5D3 oder auch 7D2.

Das Bild vom Bonner Münster ist durchaus OK, aber bei dem Bild von Paul ist keine scharfe Stelle zu entdecken in der 100% Ansicht. Das war für mich zumindest ein Grund es nicht zu behalten.

Was aber an der 5D3 fehlt, dass ich die Serienbildgeschwindigkeit. Mit 6 Bilder / s ist sie nicht wirklich langsam, aber wenn man mit einer 1DIV mal gearbeitet hat, dann freut man sich auch schon mal auf diesen Speed. Auf Safari in Afrika bei der Jagd der Geparden war das sehr hilfreich. Dann ist mir auch im Vergleich mit der 7D2 aufgefallen, dass der Speicher recht schnell voll ist und es doch eine Zeit dauert, bis alle Bilder auf der Karte sind.
Dann hat die 5D3 auch bei 22M Pixeln durchaus einiges an Potential mal etwas in das Bild zu croppen bzw. etwas abzuschneiden und so z.B. das Hauptmotiv auszurichten.
Dann sollte man den AF nicht vergessen! Nikon hatte bereits vor Jahren angefangen den AF der Profikameras auch in die Semiprofi Gehäuse einzubauen.  Canon hat erstmal mit der 5D3 diesen Schritt auch gemacht und bietet eine AF mit 61 Fokuspunkten aus der 1DX an, wenn auch ein paar Funktionen der 1DX nicht eingebaut sind. Der AF hat mich schon oft begeistert, da er einen Großteil des Sensors abdeckt. Wobei hier durchaus der Wunsch nach einer noch weiteren Abdeckung sicher nicht nur bei mir besteht.
Der AF lässt sich aber besser konfigurieren, als bei der 1DIV und ist min. gleichwertig, wenn nicht sogar etwas besser. Für uns Tierfotografen gibt es auch bei 5D3 und 1DIV die Möglichkeit am mittleren AF Feld noch bis Anfangsblende 8 zu fokussieren.

UND DA... legt Canon bei AF der 7D2 sogar noch einen oben drauf... Dazu kommen wir aber gleich.

Dann kommt der Nachteil auch bei Vollformat, man hat eben nicht den Crop, der gerade bei Tierfotografie und z.T. bei Sport von Vorteil ist. Genau darin liegt auch der Grund, warum ich eine Crop Kamera neben der VF Kamera habe

Vergleichen wir erst mal die technischen Daten zwischen der 1DIV und der 7D2.
Beide Kameras haben 10 Bilder / s und können entsprechend angepasst werden bei 2 Programmen. Beide Kameras haben einen Crop. Die 7D2 sogar mit einem Faktor 1,6. Da kann man sich dann auch schon mal den Telekonverter sparen, der an VF nötig wäre und behält die mögliche Blende des Objektives.

Die 1DIV ist eine 1ser – also eine der Profikameras und für den harten Einsatz z.B. der Sportfotografen gemacht. Aber auch da hat Canon eine entsprechende Abdichtung der 7D2 eingebaut. Ich habe sowohl mit der 1DIV und 7D2 im Herbst bei Fußballturnieren im Regen fotografiert und hatte in Kombination mit den Canon EF 70-200 / 2,8 II L IS keine Probleme. So sehe ich auch hier keinen wirklichen Vorteil mehr bei der 1DIV. Lediglich in Kombination der 7D2 mit dem Batteriegriff bin ich nicht so ganz sicher, ob dabei die Abdichtung vergleichbar ist zur 1ser.

Dann hat die 7D2 auch noch 20 MPixel im Vergleich zu nur 16 MPixel der 1DIV, so dass man auch eher das Bild der 7D2 etwas beschneiden kann.

Was bleibt dann noch rein technisch für die 1DIV – die Möglichkeit die Belichtungsmessung mit den AF Feld zu kombinieren, dass ist auf weiteres erst mal der 1ser vorbehalten.

Bleibt noch der Blick auf den AF. Bei der 1DIV hätte ich mir oft schon mehr AF Felder gewünscht und auch die Möglichkeit diese zu gruppieren. Dies konnte sogar schon die alte 7D besser. Und genau das kann eben auch die neue 7D2 richtig gut. So hat die Kamera 65 AF Felder, die fast über den gesamten Bereich verteilt sind. Dann auch noch alle Felder als sogenannte Kreuzsensoren, die eine bessere AF Leistung versprechen, wobei dies auch noch vom Objektiv abhängt.
Dann hat die 7D2 auch noch die neue Schärfenmessung iTr aus der 1DX geerbt, die ich mittlerweile auch recht gerne mal nutze bei Aktivierung aller AF Felder. Dazu aber weiter unten auch mal ein Vergleich 5D3 gegen 7D2 beim „Bobrennen“.

Somit scheint ja alles klar „Pro 7D2“ zu sein... wenn denn die Bildergebnisse auch noch passen, denn auf dem Papier war die 7D damals auch die ideale Crop Ergänzung zu meiner damaligen 5D2 gewesen.

Am 31.10.2014 war es dann soweit. Wir waren im Herbsturlaub in Spanien und im Internet wurde berichtet, dass die neue 7D2 ausgeliefert wird. Es dauerte auch nicht lange, da kam der Anruf vom Foto Besier, dass meine Kamera da sei! Dumm nur, dass unser Flieger erst Samstag 21:00 Uhr landet und ich somit die Kamera erst am Montag holen kann. Die ersten Tests bei schlechtem Wetter führten mich zu meinen Störchen und am Wochenende sollte noch ein Fußballturnier kommen.
Was soll ich sagen, es passte nicht 100% vom Fokus. Gerade mit dem 70-200 beim Fußball hatte ich einen sehr deutlichen Frontfokus. So also alles erst mal nach Willich zu Canon. Dabei waren alle Objektive schon richtig eingestellt gewesen. Aber mit der 7D2 sollte es erst mal nicht so sein – erst mal, denn Canon hat auch dieses Problem gelöst.

Was mir aber schon aufgefallen ist, der Fokus hält das Ziel sehr gut.
So konnte ich dann im Dezember erst wirklich so richtig mit der 7D2 arbeiten und muss sagen, dass Canon hier einen guten Job gemacht hat. Die Kamera ist ganz klar für Sport und Tierfotografen ausgelegt und genau da will ich sie mal richtig loslassen!

Dann sind zum Schluss noch ein paar Neuerungen zu nennen, die mir auch in der 5D3 gefallen würden. So kann man im Sucher einige Einstellungen selber ändern. Was mir dabei richtig gut gefällt, dass ist der künstliche Horizont, den man einblenden kann. Bei der 5D3 ging dies nur auf Knopfdruck.

Zu den Einsatzgebieten

Sport

Los geht es mit Sport. Dies bedeutet bei mir Fußball der F-Jugend sowohl draußen, wie aber auch jetzt im Winter in dunklen Hallen.  
Der Crop macht gerade in Kombination mit dem Canon EF 70-200 / 2,8 II richtig Spaß, da ich fast das ganze Feld (Jugend spielt nur auf halbem Platz) im Blick habe und mit F2,8 sehr schön freistellen kann. Wenn es mal mehr Tele sein soll, so kommt kurzerhand der 1,4-fach Telekonverter drauf.
 
Es fühlt sich ähnlich an, wie eine 1DIV. Lediglich der AF lässt sich etwas besser konfigurieren.

Anbei auch noch 2 Bilder mit der 1DIV bei etwas besserem Licht

Beim „großen NASPA Hallenmasters“ hatte ich dann gleich alle Kameras mit im Einsatz in Kombination mit EF 70-200 / 2,8 II und EF 70-300 L. In der recht dunklen Halle war F2,8 natürlich deutlich besser, da ISO1600 und mehr angesagt war.  Aber auch mit dem 70-300 ging was.
Hier sollte man aber ganz nüchtern die Ergebnisse betrachten... Bei diesen hohen ISOs sollte man nicht erwarten, dass die Bilder perfekt sind. In 100% Ansicht sieht man ein deutliches Rauschen – bei allen Kameras und es fehlen z.T. Details, die man bei besserem Licht und geringerem ISO eben sehen würde. Aber für normale Ausdrucke bzw. Ansicht am Monitor sehr gut zu gebrauchen und hier kann man dann eben auch mit Bildbearbeitung und Rauschfiltern noch viel nachbearbeiten.
Anbei ein paar Bilder, die lediglich die Bildergebnisse zeigen sollen. Die Bilder sind auch bewusst so gewählt, dass nicht alle Kinder gut zu erkennen sind. Außerdem hatte ich eine andere wichtige Rolle in dem Turnier (ich bin der im grünen Hemd!).

Im Weihnachtsurlaub ging es dann weiter mit „Bobrennen“ im bayrischen Wald. OK – es war nur der Sohnemann mit seinem neuen Snow-Fox, der aber richtig flott unterwegs war. Auch hier die Kamera auf 10 Bilder/s eingestellt und los ging es. Der AF war einfach gut und hat gut zugebissen! Wobei ich hier mit dem Canon EF 70-300 L IS erstmals gearbeitet habe. Dank der Lenscashback Aktion in Kombination mit der 7D2 gibt es da auch gleich noch 200,- Euro zurück von Canon.

Ich habe auch im Vergleich die 5D3 eingesetzt und da fällt schnell auf, dass der Speicher recht schnell voll ist und die Kamera pausieren muss. Dabei fand ich die Serienbildgeschwindigkeit von nur 6 Bilder / s weniger störend, als den kleineren Speicher. Auch empfinde ich bei der 7D2 die Geschwindigkeit in Verbindung mit einer schnellen SD Karte sehr gut. Hier hat die 5D3 leider eine gedrosselte Schreibgeschwindigkeit.

In diesem Zusammenhang auch ein paar Worte zu iTr bei der Schärfenmessung. Ich habe meist ein ausgewählten AF Feld benutzt oder bei der 5D3 eine Gruppe / Zone. Bei iTr fällt mir auf in Kombination mit allen AF Feldern, dass bei Bobfahren der AF recht gut auf Paul direkt fokussiert und dann auch das Ziel hält. Bei der 5D3 muss man erst ein AF Feld vorwählen. Dabei muss man also ggf. erst eingreifen und den AF verschieben. Das geht zwar mittels Joystick recht gut, aber mit iTr ist es noch einfacher. Ich werde es mal demnächst bei Fußball und fliegenden Vögeln noch mal testen.
Das rechte Bild zeigt den Unterschied zur 5D3. (Um die Zunge mache ich mir echte Sorgen!!!)

Dann wollte ich natürlich auch dabei die Videofunktion mal testen! Mit der 5D3 kann man tolle Videos drehen, muss aber den Fokus manuell einstellen und mitziehen. Da hilft z.B. Magic Latern sehr gut.

Die 7D2 hat nun aber auch das AF Modul aus der 70D für Video bekommen und ist in der Lage den AF nachzuführen. Auf dem Papier hört sich das SUPER an. In der Praxis hat es aber auch gleich ein paar Tücken. Die 7D2 kann nämlich mit 60 Frames / s filmen – aber nicht mit der AF Nachführung. Dazu muss man auf 25 Frames / s runterregeln. Dann fehlt auch das Touch Display der 70D, die auf „Druck“ auf ein neues Ziel fokussiert. Wer aus meiner Sicht primär Video filmen will, der ist u.U. mit einer anderen Kamera besser bedient.

Einsatz Tierfotografie

Hier war mir in erster Linie wichtig, wie gut die Zeichnung im Gefieder bzw. Fell zu sehen ist. Von der 1DIV bzw. 5D3 bin ich es einfach gewohnt, dass hervorragende Bilder entstehen! An der 7D hatte ich teilweise recht matschige und weich wirkende Bilder, die keine Details mehr zeigten. Dabei will ich nicht komplett ausschließen, dass der Fehler damals nicht auch bei mir lag. Bedenkt man, dass ein 500mm Tele mit 1,4 TK plus 1,6-Crop 1120 mm Brennweite bezogen auf Kleinbild ergeben. Da kann eine kleinste Erschütterung bei zu langer Belichtungszeit schnell das Bild „versauen“ oder die z.T. zu weit entfernten Ziele durch Luftwirbel nur noch ein „Matschbild“ ergeben... So habe ich bspw. ein stabileres Stativ in der Zwischenzeit im Einsatz und mit dem Berlebach Albatros einen recht soliden Stativkopf. Auch nutzen ich wenn es sein muss auch schon mal die SVA (Spiegelvorauslösung) und bin erstaunt, was man dann noch ablichten kann, falls sich nicht das Motiv bewegt.

Egal, welche Kamera im Einsatz ist, so ist gutes Licht und Nähe zum Motiv durch nichts zu ersetzen!

Im Tierfreigehege 2 bei Lindberg konnte ich die Wölfe schön ablichten. Die Sonne kam zwar leider nicht raus, aber mit den Ergebnissen der 7D2 im Vergleich zur 5D3 bin ich sehr zufrieden. Die Zeichnung im Fell ist sehr schön zu sehen und somit hat die 7D2 ihren Test erst mal bestanden und darf bleiben! Das letzte Bild ist ein Vergleich mit der 5D3.

Eines ist mir aber schon bei den ersten Tests aufgefallen – die 7D2 geht nicht ohne Batteriegriff an langen Teles... Trotz langer Arca Swiss Platte bleibt die Lösung immer frontlastig. Mit dem BG-E16 passt es dann deutlich besser und die Kombination ist recht ausgewogen.

Sonstige Fotografie - Reportage

Zum Schluss noch ein paar Bilder vom „Perchtentreiben“ im bayrischen Wald. Hier hatte ich die 5D3 zwar im Auto dabei, aber sie blieb auch dort... Allerdings war die Kombi 7D2 mit dem 70-300 als Reportage Lösung zu lang, da ich in der Regel nicht die Entfernung zum Motiv hatte, die ich gebraucht hätte – auch nicht mit dem EF 40 Pancake. So habe ich dann schnell auf das 16-35 an der 7D2 umgerüstet (mit dem EX270 als kleiner Aufhellblitz) und prima war es. Erst zum Hexen- und Perchtentanz kam dann das 70-300 wieder raus. Es hat an dem Tag sehr stark geschneit, aber das hat der Kamera nichts ausgemacht!

Fazit

Wie schon mal oben geschrieben macht die 7D2 einen sehr guten Job! Wahrscheinlich ist eine 1DX noch besser mit ggf. dann einem EF 300 / 2,8 L IS II anstelle der 7D2 und dem 70-200 / 2,8 II L IS, aber da liegen auch locker 10.000 Euro Preisunterschied.
Wer Speed braucht und Crop, der ist mit der 7D2 sehr gut bedient oder aber mit einer gebrauchten 1DIV. Die beiden Kameras machen vieles vergleichbar gut, wobei die 7D2 z.T. einfach die moderneren Features hat.
Ich zumindest konnte mich noch nicht dazu durchringen meine 1DIV zu verkaufen – dazu ist sie einfach zu gut. Brauche ich Sie wirklich parallel – nicht wirklich!

Die 5D3 ist bei mir aber auf jeden Fall weiter gesetzt, wobei ich in Zukunft immer öfters auch zur 7D2 greifen werde, da sie auch als Allround Kamera einfach gut ist. Braucht man nicht den max. möglichen Weitwinkel oder hohen ISO, so ist es egal, welche Kamera man nimmt.

Somit ist aus meiner Sicht die Diva tatsächlich erwachsen geworden und kann zur neuen Queen gekrönt werden!

Danke an Canon und da bin ich heute schon gespannt, was uns noch erwartet. Besonders, wenn ich daran denke, dass es auch irgendwann eine neue 5D4 geben wird.

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